Das Kurhaus und das Nordseebad Dangast

Entstehung und Entwicklung bis 1983

„Ich entsinne mich keines Bades, das ich später in Norderney oder Helgoland genommen, was mich so gekräftigt hätte wie dieses Dangaster!“ Mit diesem Satz beschreibt Theodor Christian Cay von Kobbe seinen Urlaub in Dangast um 1825.

 

Das am Jadebusen gelegene Nordseebad Dangast ist das älteste Seebad an der deutschen Nordseeküste. Das es Dangast in seiner heutigen Form über­haupt gibt, ist der besonderen Situation an diesem Teil der Nordsee­küste zu verdanken. Im 14. und 15. Jahrhundert formen die Marcellusflut und die Antoni­flut die Küstenlinie so, wie wir sie heute noch kennen. Der Jadebusen entsteht, bei einer dieser Sturmfluten und das alte Dangast liegt plötzlich direkt am Meer. Aber auch vor dieser Siedlung macht das Wetter nicht halt und Dangast versinkt mitsamt seiner Kirche im Jadebusen. Die Bewohner des alten Dangast und aus Arngast, das ebenfalls unterging, gründeten Dangast neu – sicher vor Sturmfluten auf einem erhöhten Geestrücken, der ein Überbleibsel der letzten Eiszeit ist. Durch die hohe Lage wird ein freier Blick aufs Watten­meer ermöglicht, da kein Schutzdeich nötig ist.

Ende des 18. Jahrhunderts wird Dangast ein Seebad im englischen Stil. Dazu gehört auch der Bau eines gräfliches Conversationshauses mit Tanz- und Spielsalon, Speisesaal und Lese- und Gesellschaftsräumen. Nach mehreren Besitzerwechseln wird 1884 Carl Gramberg der neue Eigentümer des Kur­hauses. Das Seebad ist inzwischen fast verfallen. Zum Schutz vor Sturmfluten lässt er die Steinmauer entlang der Kurhauspromenade errichten. Die Attrak­tivität des Kurortes nimmt in dieser Zeit wieder zu und Dangast wird an das Eisen­bahnnetz angeschlossen. So schreibt 1890 die Wiener Badezeitung: „Das […] so reizend gelegene Nordseebad Dangast […] ist eines derjenigen Bäder, wo sich noch billig und ohne großen Aufwand leben lässt.“

Nach Carl Gramberg führt dessen Tochter Hanni Tapken das Kurhaus. Diese vermacht es ihrerseits ihrem Sohn Karl-Anton. Bis 1939 steigt die Gästezahl in Dangast weiter an und der Kurhausbetrieb läuft gut. Doch dann kommt der 2. Weltkrieg, der mitten in der Hauptsaison beginnt. Von einem Tag auf den anderen sind die Gäste verschwunden und das Kurhaus wird Luftwaffenleit­stelle. Karl-Anton Tapken wird einberufen und die Gästezimmer des Kurhauses dienen als Herbergen für Soldaten.

1947 kehrt ein wenig Normalität in den Badebetrieb in Dangast zurück. Zuvor wird aber schon am privaten Kurhausstrand der Familie Tapken wieder gebadet. Das Kurhaus und die Nebengebäude sind nach dem 2. Weltkrieg, auch ohne Bombenangriffe, durch die starke Nutzung des Militärs äußerst renovierungsbedürftig. Karl-August Tapken erinnert sich:

„Als die Engländer wegzogen, da wurde hier noch mal gerechnet. Und denn hatten die Alliierten unserem Vater Karl-Anton 250.000 Mark für Kriegs­schäden zugesagt, für das, was hier alles kaputt gemacht wurde. Das war ja alles verwohnt … Und dann hat Vaddern nicht mit der Währungsreform gerechnet und hat hier diesen Küchenteil im Kurhaus abgerissen und hinten den kleinen Saal und die Bücherei, aber nicht den großen Saal, denn der war noch in Ordnung … Und nun kam die Währungsreform, und da kriegte er für die 250.000 Reichsmark nur 6%. Und die 6% waren gerade 15.000 DM.“

Karl-Anton Tapken beginnt 1949 mit der Umgestaltung des Kurhauses, auch wenn es zu großen finanziellen Belastungen führt. 10 Jahre später, 1959, steigt Karl-August Tapken nach seiner Lehre zum Hotelkaufmann in Oldenburg, gemeinsam mit seinen Geschwistern Inge und Hannes, mit in den Kurhaus­betrieb ein. Dieses Jahr ist ein gutes Geschäftsjahr für Familie Tapken und Dangast.

Nach dem Krieg beschließt der Gemeinderat ein 7 Hektar großes Sandstück für einen Campingplatz an der Düne von einem Dangaster Bauern zu pachten. Auch der Campingplatz von Inge Tapken wird in den 1960ern stark ausgebaut. 1970 wird ein geplantes Bauvorhaben, in der Ortsmitte vier 25 Meter hohe Hochhäuser zu bauen, nach hartem Protest der Dorfgemeinschaft wieder ad acta gelegt.

Von 1972 bis 1980 entstehen 120 neue Häuser in Dangast. In dem Zeitraum von 1965 bis 1975 ist eine erhebliche Steigerung des Gästeaufkommens festzustellen: 1965 sind es noch jährlich 51.756, 1975 bereits 104.532 Gäste. Es setzt ein regelrechter „Bauboom“ ein. Zahlreiche Ein- und Zwei­familien­häuser, Ferienwohnungen, Restaurants, Gaststätten und Cafés, einschließlich neuer Straßen, prägen das neue Ortsbild. In diese Zeit fällt auch die Fertigstellung eines neuen touristischen Ziels: des Meerwasserquellbades. Auch die Erreichbarkeit von Dangast wird immer besser: Viele der Gäste kommen mit dem Auto über die neugebaute A29.

1980 wird die neue Kuranlage „Deichhörn“ in Dangast eröffnet. Insgesamt kommt die beachtliche Summe von 18 Millionen Mark für beide Bauprojekte zusammen. 1983 wird Dangast der offizielle Titel „Nordseebad Dangast“ verliehen.