Lederjacken und Nietengürtel

Punkkonzert! Punk? Punk habe ich noch nie gehört.

Karl-August Tapken berichtet vom ersten Punkkonzert im Kurhaus folgendes: „Ich hatte ja gar keine Ahnung und das war Mitte August und,- Junge -, da waren gleich 200 Leute hier die Nacht. Was ganz lustig war. Wir hatten ja noch das Gästehaus mit zwanzig Hausgästen. Denen haben wir dann gesagt, die sollen dann eher kommen zum Abendbrot, damit die wieder weg waren, denn um halb acht kamen die Punker, und eine Familie verspätete sich, und dann habe ich für sie eingedeckt auf der Terrasse. Und dann waren die ersten schon mal da mit ihren Nietenjacken und die Haare hochgegeelt, und zwei davon waren die Bäckerburschen von Heppe. Da bekamen wir die Brötchen noch von Heppe. Die Bäckerei gibt es nicht mehr. Und was ist hier den los, sagte der Vadder dann da. Ja, hier ist heute Abend Punkkonzert! Punk? Punk habe ich noch nie gehört. Und dann gehen die beiden Bäckerburschen mit ihrer Kluft hier so vorbei. Und was sind denn das für zwei? Das sind zwei Punker. Oh, die sollte man sofort an die Wand stellen … Moment, das würde ich aber nicht machen, dann kriegen wir morgen früh keine Brötchen. Wie wieso? Ja, das sind doch die Bäckerburschen von unserem Lieferanten, seien sie bloß vorsichtig, ne, überhaupt vorsichtig gleich mit Ihren Urteilen. Ich sag, die waschen sich nachher die Haare, ziehen die Jacken aus und sind Bäckerjungs. … Na ja, das ging dann gut ab, die konnten ja gar keine Musik machen, aber Hauptsache, die hatten hier ihren Auftritt!“

Im Kurhaus war es immer möglich, so zu sein, wie man ist. Die „Brücke“-Künstler konnten ihren expressionistischen Stil hier verfeinern. Radziwill fand den Frei­raum den er für seinen magischen Malstil brauchte. Auch die späteren Künstler­gruppen und Einzel­künstler fühlten sich dazu inspiriert, ihre Kreativität in vollen Zügen und ganzer Freiheit auszuleben. Der Geist von Dangast ist einer von Freiheit und Gelassenheit. Und so wie die Punks hier ihren Ort für ihre Konzerte fanden, werden auch in Zukunft Partys, Kunst und traditioneller Rhabarber­kuchengenuss von Wochenendgästen ohne Berührungsängste nebeneinander existieren können.