


Moop Mama
Ein Tag mit viel Liebe
Ganz oben im Norden hat Deutschland ein Meer. Ungefähr zweimal am Tag. Dazwischen ist es einfach weg und was übrig bleibt ist der graue schlammige Meeresboden, der sich völlig monochrom dem Farbfilm einfach entzieht. am Ufer die Pflanzen, die in den kräftigsten Gelb- und Orangetönen leuchten. Für uns Südmenschen ist das unglaublich. Wenn man aus München kommt, dann ist man überzeugt, das Meer sei in Italien. Es muss warm und blau sein, oder zumindest dreckig und man muss den ganzen Tag in der Badehose herumlaufen. Wie oft habe ich als Kind in den Sommerferien mit meinen Eltern den Weg in die Toskana gemacht? Viele unendlich lange Stunden auf der Rückbank eines alten Opel, die ich kaum aushielt. Heute halte ich die Fahrerei aus wie ein Erwachsener und wenn wir die vielen Kilometer auf der Autobahn hinter uns gelassen haben steigen wir im Land der Friesen aus dem Wagen und ich bekomme ein Gefühl wie Urlaub, denn hier sieht es ganz anders aus als bei uns. Wenn der Himmel den ganzen Tag in gleißendem hellgrau über uns liegt, man keine einzelnen wolken ausmachen kann, werden alle Kontraste verstärkt wie sonst nur im Abend- oder Morgenlicht, den momenten in denen sich Licht und Dunkelheit treffen und vermischen und die Farben leuchten als hätten sie nur diese eine Chance. Doch da beginnt auch eine Melancholie in mir aufzusteigen die mich auf einem schmalen Grad wandeln lässt. Das Gefühl, das man empfindet wenn man im späten Herbst draußen in der Kälte steht und durch ein warm erleuchtetes Fenster in ein unbekanntes Haus späht ohne zu erkennen was darin vor sich geht, kann einen von Wärme und Geborgenheit träumen lassen, oder Gedanken an Verlorenheit und Einsamkeit herauflocken. Ich werde dann entweder kreativ oder depressiv. Auf irgend eine Art fühle ich mich hier zu hause. Vielleicht liegt es daran dass mein Name ein friesischer ist, auch wenn Ina Müller das nicht glaubt. Die Leute vom Kurhaus haben mir gesagt, dass sie einige Kenos kennen. Mir gefällt die nördliche Mentalität, eher unbeeindruckt und ein wenig verschlossen. Die Menschen müssen erstmal auftauen, aber dann gehts rund.
Das Kurhaus ist ein besonderer Platz. Die Atmosphhäre ist freundlich familär und wir haben uns sehr wohlgefühlt. das schaffen nur Leute die das mögen, was sie tun und ein glückliches Händchen dabei haben. Im Kurhaus kommt die Erfahrung von Generationen hinzu. Schon der Vater der jetzigen Gastgeberin hat auf diesem Grundstück die Kultur gepflegt und viele Künstler trieben sich dort herum. Expressionisten haben hier an ihre Farbtuben leergepinselt und sogar Beuys war mal da. Tagsüber gibt es Kaffee und Kuchen und die Gäste stehen manchmal bis zur Tür hinaus Schlange um ein Stück von dem legendären Rhabarberkuchen zu bekommen, der hier gemacht wird. Wenn Konzerte stattfinden wird einer der Säle leergeräumt und eine Bühne wird hineingestellt. Besucher kommen aus dem ganzen Umland, sogar aus Bremen und Hamburg, weil es dort so schön ist. Wir hatten ein tolles Publikum, sehr gemischt, von jung bis alt. Direkt vor der Bühne hatten sich die Kinder der Gastgeber postiert und hielten tapfer das ganze Konzert lang durch. Teilweise ganz unbeeindruckt von dem was wir taten ließen sie sich von unserem Geschrei bei Anger Management nicht aus der Ruhe bringen und lasen zwischendurch die glitzernden Konfetti auf, die wir in die Menge geworfen hatten während wir der Gemeinde die Funktion des Partyfingers nahe brachten. Irgendwann werden wir hoffentlich eine Nord- Ostsee Tour machen. Immer an der Küste entlang, oder wir haben Glück und das Kurhaus organisiert ein Strandopenair und sie laden uns dazu ein. Wie wärs nächsten Sommer?
Keno von MOOP MAMA