Wir öffnen am 01., 02., 03. und 04. Mai jeweils von 9-18 Uhr / Frühstück 9-11 Uhr / Mittagessen 12-14.30 Uhr / Kaffee und Kuchen den ganzen Tag / Kein Abendessen
Freitag bis Samstag 9–20 Uhr
Sonntag/Feiertage 9–18 Uhr
9–11 Uhr
9–20 Uhr, am Sonntag bis 18 Uhr
12–14 Uhr
(Sonntag/Feiertag bis 14.30 Uhr)
17.30–19 Uhr
(außer sonn-/feiertags)
Malerei
Kurhaus Dangast
An der Rennweide 46
26316 Varel
Freitag bis Samstag 9–20 Uhr
Sonntag/Feiertage 9–18 Uhr
04451 4409
Telefonische Erreichbarkeit Do–So
15,90 € Erwachsene/ 7,90 € Kinder
Wechselnde Abendkarte: Es gibt, was es gibt – natürlich immer lecker
Das Kurhaus Dangast, erbaut um 1800, ist Familienbetrieb seit 1884 und das in fünfter Generation. Auf einem Geestrücken oberhalb vom Steindeich gelegen blickt man auf Jadebusen und Wattenmeer – ein Naturerbe, das durch die Gezeiten eine ständig wechselnde Kulisse verspricht. Egal ob Ebbe oder Flut am Strand, der unterhalb des Kurhauses verläuft, nimmt man ein Bad in Meerwasser oder Schlick. Bei einer Kanne Friesentee oder einem Pott Filterkaffee, der noch per Hand aufgebrüht wird, kann ausgiebig geschnackt, gelesen und entspannt werden. Dazu bietet das Kurhaus traditionelle hausgemachte Speisen und Kuchen mit unkonventioneller Bewirtung und Gastfreundlichkeit an. Der Rhabarberkuchen, der heiß aus dem Ofen serviert wird, ist gerühmte Legende und der wohl am meist-verspeiste Kuchen Frieslands. Der rote Teppich, und der damit einhergehende elitäre Beigeschmack eines Kurortes, wurde bereits Mitte der 70er aus dem Kurhaus entfernt. Und so gehen heute Jung und Alt sowie Ansässige und Angereiste ein und aus. Das Ambiente ist eine Mischung aus Laissez-faire und regem Treiben. Nicht zuletzt das Personal sorgt für diese erfrischend lockere Stimmung. Seit Jahrzehnten haben zudem Freigeister und Künstler diesen Ort maßgeblich geprägt und tragen noch heute dazu bei diesen wandelbar und zugleich authentisch zu erhalten. Ab und an werden daher abends Tische beiseite geschoben um Platz zu schaffen für Konzerte oder Lesungen, weichen Ölgemälde von Anatol bis Radziwill einer temporären Ausstellung oder werden auf der Terrasse Vorbereitungen für das sommerliche Freiluftkino getroffen.
Das Kurhaus Dangast – ein Ort, der so bleibt wie er ist und dabei nicht langweilig wird.
Als Sinnbild für den kulinarischen Genuss im Kurhaus gilt seit 1977 der Rhabarberkuchen. Erfunden von Ulrike Tapken ist das Kurhaus heute überregional bekannt für diese legendäre Köstlichkeit.
Ulrike Tapken kam von einem Bauernhof, ihr Onkel hatte Felder, auf denen Rhabarber gezogen wurde. In einem Jahr war die Ernte so ertragreich, dass nicht alles verbraucht oder eingekocht werden konnte. Man fragte bei den Verwandten im Restaurant, ob sie dafür Verwendung hätten: Der Rhabarberkuchen wurde geboren. Und er kam wunderbar an bei den Gästen. Karl-August Tapken erinnert sich: „Es war der Zufall, der Onkel hatte den Rhabarber hergebracht, aber dann hatten wir im Herbst alles verbraucht. Und abends im Bett schnappte sich Ulrike das Backbuch und suchte sich was ersatzweise, was sie jetzt backen könnte, wir hatten ja keinen Rhabarber mehr. Mensch, ich sach: ‚Haben wir jetzt nichts anderes zu tun, heute Abend … Ist ja in Ordnung, ich will mich auch nicht ausschließen, dann lese ich mal durch, was Johnny Oltmanns, der Lieferant in Jever, was der so anbietet.‘ Ich dachte, vielleicht Stachelbeeren oder sonst was, und ich les dann das so durch, und dann stand da unten Rhabarber, zehn Kilo. Ich sag: ‚Du, pack das Backbuch weg, Johnny bietet Rhabarber an.'
Ich ruf ihn nächsten morgen an und sach: 'Johnny, Du hast ja Rhabarber zu verkaufen.’ ‚Ne, wat wollt ihr denn damit?‘ ‚Ja, Kuchen backen.‘ ‚Dat heb ich ja überhaupt noch nicht gehört, dat sauren Zeug machst du Kuchen von.‘ ‚Ja, von den sauren Zeug mach ich Kuchen.‘ ‚Ja, hab ich überhaupt nich.‘ ‚Aber hast du in deinem Ordersatz stehen.‘ ‚Ja, da muss ich auch was reinschreiben, so ein großes Sortiment habe ich ja auch nich.‘ (lacht) Hat er einfach reingeschrieben. ‚Ja, wie viel brauchst du denn?‘ ‚Ja, über den Winter hin 20 Zentner könnten wir noch gebrauchen …‘ Dann hat er in Belgien oder in Holland, ich weiß es gar nicht, eine ganze Palette geordert, und die haben wir immer so abgerufen, wenn wir die brauchten, so kam das …“
Neben den Kunstwerken der Akademie und den Bildtafeln der Expressionisten und Radziwills auf dem Kunstpfad sind viele andere am Kurhaus zu bestaunen. Den Fahnen des Künstlers Peter Vogel aus dem Jahr 1978 fehlt eine Farbe: Violett. Diese Leerstelle ist ein Sinnbild für die bedrohte Natur. Die Flaggen werden seitdem immer zu Saisonbeginn erneuert. An der Flutmauer kann man seit 1987 den freundlichen weißen Riesen von Dangast, bestaunen: „Walter der Wal“ der Künstlerin Jana Hackerova.
Das Merz Dreieck des Künstlers Heino Otte, die Skulptur „Ansichten, Einsichten“ von Michael Olsen, „Kalle und Kalle“, der Flamingo des Künstlers Diedel Klöver. Die Liste der zu sehenden Werke ist lang. Immer wieder kommt etwas dazu, 2023 folgen „Gedankenkugeln“ des Bildhauers Thorsten Schütt. Ein Kunstwerk, im Weltnaturerbe Dolomiten begonnen, endet es in Dangast am Weltnaturerbe Wattenmeer. An vielen Ecken kann man Kunst entdecken, vielleicht auch solche, die sich nicht auf den ersten Blick als Kunst zu erkennen gibt. Besucher und Besucherinnen sollten im und ums Kurhaus mit offenen Augen gehen, um nichts zu verpassen.
„Jeder Mensch ist ein Künstler. … Das Schöpferische erkläre ich als das Künstlerische und das ist mein Kunstbegriff.“ (Adriani, Götz. Konnertz, Winfried. Thomas, Karin. Joseph Beuys. Leben und Werk. 1988. Ostfildern. Seite 204)
Ende der 1960er Jahre reist der Düsseldorfer Verkehrspolizist und Beuys Meisterschüler Anatol Herzfeld nach Dangast. Er ist auf den Spuren der Künstlerkolonie. Was er findet, ist ein Ort, der ihn in seine Tradition aufnimmt und ihm erlaubt, Spuren im Kurhaus und am Kurhausstrand zu hinterlassen. In den siebziger Jahren bildet sich in Dangast eine Kunstszene um Anatol. Das Kurhaus wird zum Treffpunkt der Künstler, hier entstehen die Ideen für weitere Projekte. Im Sinne des Mottos von J.Beuys (1921–1986): „Jeder Mensch ist ein Künstler“, finden rund um das Kurhaus Kunstaktionen und Happenings statt. Karl-August Tapken stellt Anatol den Kurhaussaal, der bis dato nur für Festlichkeiten genutzt wird, als Atelier zur Verfügung. Mitte der 70er Jahre ist außerhalb der Hochsaison im Sommer nicht viel los – Anatol trägt durch seine Kunstaktionen zur Belebung des gastronomischen Kurhausbetriebes bei.
Im Jahr 1975 wird die „Jade“ errichtet. Eine grüne Figur, die einen Frauenkörper darstellt, von Anatol gestaltet. Sie wacht im Watt über den Jadebusen und begrüßt die kommenden Boote. Im Winter zuvor war Anatol in der Weihnachtszeit in Dangast gewesen. Er hatte aus dem Fenster geschaut und gesagt, dass er genau dort eine Figur aufstellen wollte. Tapken erinnert sich gerne an diesen Winter, denn die Energie des Düsseldorfer Künstlers schien kaum Grenzen gekannt zu haben. „Er ist dann gleich hin zu Schwarting und hat weichen Ton geholt und dann ging im Saal auch schon das Modellieren der Figur los. Den Saal am nächsten Tag wieder sauber zu schrubben, war dann nicht so schön, aber die Figur war fertig.“ Viel gestört haben dürfte es nicht, denn im Winter war Dangast ein recht einsamer Ort. „Der Hund war hier begraben. Wir hatten ja noch keine Bälle oder so was. Da war das mit den Künstlern schon eine schöne Abwechslung. (…) Gelohnt hat sich das alles auch für uns, denn es wurde ja in der Presse immer über die Künstler geschrieben und die haben ja auch immer hier gegessen. Die Zeitungsartikel haben die Künstler dann immer mit meinen Rechnungen zusammen beim Finanzamt eingereicht und die haben sich gefreut, dass sie bei der Arbeit noch was Schönes zu lesen hatten.“
Von Anatol stammt auch das aus Polyester gebaute Schiff, „Tante Olga“, benannt nach der damaligen Kurhauswirtin, das mit Hilfe von Kapitän Anton Tapken, Bruder von Karl-August Tapken, vom Kurhaus Strand zur Documenta 6, 1977, nach Kassel gebracht wurde. In dieser Zeit kommt der Künstler fast jedes Wochenende nach Dangast, unter der Woche arbeitet er als Verkehrspolizist in Düsseldorf. Karl-August Tapken organisiert die Materialien, die notwendig sind für die Kunstaktionen der Gruppe „Freie Akademie Oldenburg“. Joseph Beuys nimmt ebenfalls an einer der Dangaster Aktionen teil. Beuys erscheint mit breiter Hutkrempe und gewaltigem Bentley, Karl-August Tapken erzählt von dem rosa angestrichenen Ackerwagen und seiner Begegnung mit Beuys: „Ja, das hat Vadder noch mitunterstützt, er hat einen Ackerwagen spendiert. Den haben die dann am Strand aufgestellt, mit Stroh vollgepackt und dann angezündet, jo. Ne, ich seh da noch Beuys mit so einem großen Hackebeil, so am rumstochern, und vor allen Dingen war das jedes Mal was für die Presse, stand dann in der Zeitung. Ansonsten war das für die Offiziellen alles verdächtig.“
Im Jahre 1984 sorgt der Bildhauer Eckart Grenzer dafür, dass das Nordseebad Dangast zum Medienmittelpunkt wird. Der Künstler stellt seinen 4,6 Tonnen schweren „Grenzstein“ unter den Augen zahlreicher Zuschauerinnen und Zuschauer am Kurhausstrand auf. Ganz Deutschland schaut auf Dangast. Grund ist die eindeutige Form des Kunstwerks, ein 3,20 Meter hoher Phallus aus Granit mit dem Titel „Begegnung der Geschlechter“, heute nur noch als „Phallus“ bekannt. Die Bildzeitung brachte die Aufstellung auf der Titelseite, selbst die Tagesthemen berichteten über den Skandal. Anwohner ließen ihrer Wut in bösen Briefen und selbstgeschriebenen Schmäh-Gedichten freien Lauf. Vor 25 Jahren war es Grenzers Glück, dass der „Phallus“ auf dem Privatstrand der Tapkens stand, so konnte niemand etwas gegen seine Aufstellung unternehmen. Auch der ursprüngliche Name „Grenzstein“ ergibt für den Künstler noch immer Sinn. Direkt an der Hochwassergrenze aufgestellt (Dem Land das Meer – Dem Meer das Land), versinnbildlicht das Meer das weibliche Element – demnach das Land das männliche. So kommt es durch die Gezeiten zur Begegnung oder Umarmung der Geschlechter.
Im gleichen Sommer errichtet auch der Künstler Butjatha seinen Holzthron am Strand. Butjatha hat sich selbst zum Kaiser ernannt, der am Kurhaus residiert. Aus seinem Thron sind Blumen gesägt, seine „Krieger der Liebe“, diese sollen die Liebe unter die Menschen bringen. Er selbst sitzt nicht auf seinem Thron, am Strand kann Jede und Jeder Platz auf dem Kaiserstuhl nehmen. Heute sind Jade und Butjathas Thron nicht mehr wegzudenken aus Dangast. Auch der Phallus, der je nach Wetterlage alle zwölf Stunden „seicht und zärtlich“ (Grenzer) oder auch stürmisch vom Meer umspült wird, ist längst kein Stein des Anstoßes mehr. Die Plastiken gehören zu Dangast, wie das Watt, das Wasser und der Wind.
Karl-August Tapken erinnerte sich an das erste Punkkonzert im Kurhaus wie folgt:
„Ich hatte ja gar keine Ahnung und das war Mitte August und, – Junge –, da waren gleich 200 Leute hier die Nacht. Was ganz lustig war. Wir hatten ja noch das Gästehaus mit zwanzig Hausgästen. Denen haben wir dann gesagt, die sollen dann eher kommen zum Abendbrot, damit die wieder weg waren, denn um halb acht kamen die Punker. Eine Familie verspätete sich, und dann habe ich für sie eingedeckt auf der Terrasse. Und dann waren die ersten schon mal da mit ihren Nietenjacken und die Haare hochgegelt, und zwei davon waren die Bäckerburschen von Heppe. Da bekamen wir die Brötchen noch von Heppe. Die Bäckerei gibt es nicht mehr.
‚Und was ist hier denn los‘, sagte der Vadder dann da. ‚Ja, hier ist heute Abend Punkkonzert!‘ ‚Punk? Punk habe ich noch nie gehört.‘ Und dann gehen die beiden Bäckerburschen mit ihrer Kluft hier so vorbei. ‚Was sind denn das für zwei?‘ ‚Das sind zwei Punker.‘ ‚Oh, die sollte man …‘ ‚Moment, das würde ich aber nicht machen, dann kriegen wir morgen früh keine Brötchen.‘ ‚Wie, wieso?‘ ‚Ja, das sind doch die Bäckerburschen von unserem Lieferanten, seien Sie bloß vorsichtig, ne, überhaupt vorsichtig gleich mit Ihren Urteilen. Ich sag, die waschen sich nachher die Haare, ziehen die Jacken aus und sind Bäckerjungs.‘ … Na ja, das ging dann gut ab, die konnten ja gar keine Musik machen, aber Hauptsache, die hatten hier ihren Auftritt!“
Nicht erst seit diesem beschriebenen Punkauftritt sind Konzerte fester Bestandteil im Programm des Kurhauses. Bereits unter Graf Bentinck wurde Musik gelauscht und spielten Kapellen zum Tanz.
Trio, die wichtigen Pioniere der Neuen Deutschen Welle, hatten im Kurhaussaal einen ihrer ersten Auftritte. Viele Bands und Künstler:innen folgten, darunter kleine und große Namen. Musikschaffende, die klein anfingen und nun in großen Hallen spielen, wie Die Höchste Eisenbahn, Flo Mega oder Giant Rooks.
Auch Tanz gibt es immer noch: Bei Partys wie der Waschnacht, einer legendären Faschingsparty am Karnevalswochenende, die junge und alte Gäste von nah und fern ins Kurhaus zieht.
Seit 2014 gibt es im künstlerischen Umfeld des Kurhauses einen neuen Höhepunkt. Das Watt En Schlick Fest wurde geboren. Die Idee von Till Krägeloh, ein Festival direkt am Strand des Hauses zu feiern, ist von einer kleinen Veranstaltung zu einem großen Fest gewachsen. Im Sommer feiern alljährlich 6000 Besucherinnen und Besucher Musik und Kunst auf fünf Bühnen vor großartiger Kulisse. Nicht umsonst ist das WES mehrmals zum besten Festival Deutschlands gekürt worden!
Der Geist von Dangast ist geprägt von Freiheit und Gelassenheit. Und so wie die Punks hier ihren Ort für ihre Konzerte fanden, werden auch in Zukunft Partys, Konzerte und traditioneller Rhabarberkuchengenuss ohne Berührungsängste nebeneinander existieren können.
Menschen, die nicht vom Meer stammen, und das erste Mal nach Dangast reisen, fragen sich vielleicht, warum man das Wasser gar nicht sieht. Sie können beruhigt werden: es kommt wieder! Dangast, wie andere Orte an den Küsten der Erde, ist abhängig von den Gezeiten. Hochwasser und Niedrigwasser werden von den Anziehungskräften von Mond und Sonne beeinflusst und wechseln. Das Wasser kommt ungefähr sechs Stunden, diese Zeit nennt man Flut. Nach dem höchsten Stand fällt der Wasserstand wieder ungefähr sechs Stunden, diese Zeit ist die Ebbe. Die Zeiten von Hoch- und Niedrigwasser sind nicht jeden Tag gleich. Sie sind, genauso wie die Gezeiten, beeinflusst vom Mond. Da dieser um die Erde wandert, verschiebt sich der Takt von Ebbe und Flut täglich um ungefähr eine Stunde. Dangast liegt am Wattenmeer, dieses entwickelt seine volle Pracht nur durch das Spiel der Gezeiten. Es ist an dieser Meeresbucht ganz besonders zu bestaunen, da der sinkende Wasserstand nur hier soviel Schlickwatt freigibt.
Das Wattenmeer bietet zahlreichen Tieren im, auf und am Wasser Lebensraum. Diese zu beobachten und dem variierenden Wasserstand bei unterschiedlichen Zeiten und wechselndem Wetter zuzuschauen, bietet Besuchern und Besucherinnen immer wieder großartige Momente voller Glück.
„Ich entsinne mich keines Bades, das ich später in Norderney oder Helgoland genommen, was mich so gekräftigt hätte wie dieses Dangaster!“ Mit diesem Satz beschreibt Theodor Christian Cay von Kobbe seinen Urlaub in Dangast um 1825.
Das am Jadebusen gelegene Nordseebad Dangast ist das älteste Seebad an der deutschen Nordseeküste. Im 14. und 15. Jahrhundert formten Marcellus- und Antoniflut die Küstenlinie, wie wir sie heute kennen. Erst bei diesen Sturmfluten entstand der Jadebusen: Dangast lag plötzlich direkt am Meer. Doch vollständig verschont blieb die Ortschaft nicht – ein Teil des alten Dangast versank mitsamt seiner Kirche im Wasser. Die Bewohner von Dangast und Arngast, das ebenfalls unterging, gründeten das Dorf neu – sicher vor Sturmfluten auf dem erhöhten Geestrücken, einem Sandhügel aus der letzten Eiszeit. Durch die hohe Lage wird ein freier Blick aufs Wattenmeer ermöglicht, da kein Schutzdeich nötig ist. Lange Zeit war Dangast ein Fischer- und Bauerndorf. Doch Ende des 18. Jahrhunderts entschied Graf Bentinck, Graf von Varel, ein Seebad im englischen Stil zu eröffnen: die „Reichsgräflich Bentincksche Seebadeanstalt“. Dazu gehörte auch der Bau eines gräflichen Conversationshauses mit Tanz- und Spielsalon, Speisesaal und Lese- und Gesellschaftsräumen.
Nach mehreren Besitzerwechseln übernahm 1882 Carl Gramberg das Kurhaus als neuer Eigentümer. Das Seebad war inzwischen fast verfallen. Zum Schutz vor Sturmfluten wurde die Steinmauer entlang der Kurhauspromenade errichtet. Die Attraktivität des Kurortes nahm in dieser Zeit wieder zu und Dangast wurde an das Eisenbahnnetz angeschlossen. So schreibt 1890 die Wiener Badezeitung: „Das […] so reizend gelegene Nordseebad Dangast […] ist eines derjenigen Bäder, wo sich noch billig und ohne großen Aufwand leben lässt.“
Nach Carl Gramberg führte dessen Tochter Hanni Tapken das Kurhaus. Diese vermachte es ihrerseits ihrem Sohn Karl-Anton. Bis 1939 stieg die Gästezahl in Dangast weiter an und der Kurhausbetrieb lief gut. Dann kam der 2. Weltkrieg, welcher mitten in der Hauptsaison begann. Von einem Tag auf den anderen verschwanden die Gäste und das Kurhaus wurde zur Luftwaffenleitstelle. Karl-Anton Tapken musste an die Front und die Gästezimmer des Kurhauses dienten als Herberge für Soldaten. Zunächst wurde die Wehrmacht untergebracht, nach dem Krieg kanadische Alliierte.
1947 kehrte ein wenig Normalität in den Badebetrieb in Dangast zurück. Am privaten Kurhausstrand der Familie Tapken wurde wieder gebadet. Das Kurhaus und die Nebengebäude waren nach dem 2. Weltkrieg durch die starke Nutzung des Militärs auch ohne Bombenangriffe äußerst renovierungsbedürftig.
Karl-August Tapken erinnert sich: „Als die Engländer wegzogen, da wurde hier noch mal gerechnet. Und denn hatten die Alliierten unserem Vater Karl-Anton 250.000 Mark für Kriegsschäden zugesagt, für das, was hier alles kaputt gemacht wurde. Das war ja alles verwohnt … Und dann hat Vaddern nicht mit der Währungsreform gerechnet und hat hier diesen Küchenteil im Kurhaus abgerissen und hinten den kleinen Saal und die Bücherei, aber nicht den großen Saal, denn der war noch in Ordnung … Und nun kam die Währungsreform, und da kriegte er für die 250.000 Reichsmark nur 6%. Und die 6% waren gerade 15.000 DM.“
Nichtsdestotrotz begann Karl-Anton Tapken 1949 mit der Umgestaltung des Kurhauses, auch wenn das zu großen finanziellen Belastungen führte. Zehn Jahre später, nach seiner Lehre zum Hotelkaufmann in Oldenburg, stieg dann Karl-August Tapken gemeinsam mit seinen Geschwistern Inge und Hannes mit in den Kurhausbetrieb ein.
Nach dem Krieg beschloss der Gemeinderat ein sieben Hektar großes Sandstück für einen Campingplatz an der Düne von einem Dangaster Bauern zu pachten. Auch der Campingplatz von Inge Tapken wurde in den 1960ern stark ausgebaut. Ein 1970 geplantes Bauvorhaben, in der Ortsmitte vier 25 Meter hohe Hochhäuser zu bauen, wird nach hartem Protest der Dorfgemeinschaft wieder ad acta gelegt.
Von 1972 bis 1980 entstanden 120 neue Häuser in Dangast. Auch die Gästezahlen wuchsen im Zeitraum von 1965 bis 1975 stetig: Während 1965 jährlich noch 51.756 Urlauberinnen und Urlauber gezählt wurden, waren es 1975 bereits 104.532. Ein regelrechter „Bauboom“ setzte ein. Zahlreiche Ein- und Zweifamilienhäuser, Ferienwohnungen, Restaurants, Gaststätten und Cafés, einschließlich neuer Straßen, prägen seither das Ortsbild. In diese Zeit fällt zudem die Fertigstellung eines neuen touristischen Ziels: des Meerwasserquellbades. Auch die Erreichbarkeit von Dangast wurde immer besser: Viele der Gäste kamen nun mit dem Auto über die neugebaute A29.
1980 wurde die neue Kuranlage „Deichhörn“ in Dangast eröffnet. Insgesamt kam die beachtliche Summe von 18 Millionen Mark für beide Bauprojekte zusammen. 1983 wurde Dangast der offizielle Titel „Nordseebad Dangast“ verliehen.
Karl- August Tapken übernimmt das Kurhaus zusammen mit seiner Frau Ulrike im Jahr 1977, nach dem Tod seines Vaters. Ulrike ist eine gute Köchin und Bäckerin, mit ihr beginnt die Zeit der großartigen Hausmannskost und selbstgebackenen Kuchen. Beiden liegt das Kurhaus und die es umgebende Natur am Herzen. Sie kümmern sich um das Haus, den Strand und den Baumbestand mit Hingabe. Der Rhabarberkuchen finanziert den von den Fluten immer wieder abgetragenen Sandstrand.In den weiteren Texten wird Karl-August Tapken an vielen Stellen zitiert. Die Zitate entstammen einem Interview, welches Watt En Schlick Gründer Till Krägeloh im Jahr mit dem Wirt führte. 2016 stirbt Karl-August, 2019 seine Frau Ulrike.
Seit 2014 führt ihre Tochter Maren Tapken zusammen mit ihrem Mann Wolf Becker das Kurhaus. Sie werden unterstützt von vielen engagierten Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen, ohne die das Erlebnis Kurhaus nicht möglich wäre.
Als Künstlerort bekommt Dangast 1907 Bedeutung. Die Freunde Erich Heckel und Karl Schmidt-Rotluff von der Dresdner „Brücke“ kommen im Frühjahr an den Jadebusen. Sie sind auf der Suche nach dem Abwechslungsreichen, Unbekannten und Ungewöhnlichen – nach Landschaften, die neue Wahrnehmungen und Sinneseindrücke entstehen lassen. In Dangast finden sie Meer, Watt, Geest, Moor und Marsch auf engstem Raum und ineinander verwoben. Besonders der Baumbestand, der bis an den Kurhausstrand reicht, inspiriert beide zu großen Werken. Sie erleben Dangast noch als Bauern- und Fischerdorf. 1910 kommt Max Pechstein, von beiden animiert, nach Dangast. Von ihm stammt das Gemälde „Dangaster Landschaft“, mit einer expressionistischen Darstellung des Kurhauses Dangast. Die „Brücke“-Zeit am Kurhaus geht 1912 zu Ende, 1921 kommt Franz Radziwill auf Empfehlung von Schmidt-Rotluff in den Ort. Er kauft 1923 ein Fischerhaus und bleibt als erster Künstler dauerhaft in Dangast. Bis zu seinem Tod im Jahr 1984 lebt und arbeitet er in der Sielstraße und betont immer wieder die Bedeutung des Ortes für sein Schaffen. Das Kurhaus wird von ihm nicht nur einmal verewigt. „Dangast vom Meere aus“ (1924), eines seiner frühen Dangaster Gemälde, zeigt die unverkennbare Architektur vor einer Baumgruppe, in geheimnisvolles Licht getaucht, aufgetürmt wie ein märchenhaft, monumentales Gebirge. In diesem Werk sieht man seine Entwicklung vom expressionistisch Malenden zu einem Künstler des Magischen Realismus.
Nach dem zweiten Weltkrieg erlebt Dangast bis in die späten 70er Jahre eine starke Veränderung durch den sich stetig steigernden Fremdenverkehr. Großflächige Parkplätze werden angelegt, Campingplätze entstehen und einheitliche Ferienhäuser werden auf den noch existierenden Freiflächen des Dorfes errichtet. Das Kurhaus Dangast und seine unmittelbare Umgebung widerstehen dieser Entwicklung, zur großen Freude von Franz Radziwill. Eine konfliktreiche und intensive Freundschaft verbindet den Künstler mit Familie Gramberg und Tapken zeit seines Lebens. Von 1977 an ist Franz Radzwill sehr häufig im Kurhaus. Karl-August erinnert sich: „Jo, … eigentlich erst als Vadder gestorben war, ja …, ja das waren fünf sechs Jahre mit Franz hier, … und das war seine große Zeit hier, wo er schöne Ausstellungen machte. Dr. Francksen machte ja auch schöne Ausstellungen mit ihm, da sind wir eigentlich gut durch die Gegend gekommen. Da waren wir mal in Halle (Westfalen), bei einer Ausstellung in Oldenburg sowieso, …“
Für Radziwill bleibt das Kurhaus immer zentraler und wichtiger Bezugspunkt in Dangast. Die sich seit den siebziger Jahren dort neu bildende „Kunstszene“, durch Karl-August Tapken entschieden gefördert, beobachtet Franz Radziwill mit Interesse und skeptischem Wohlwollen bei seinen regelmäßigen Besuchen im Kurhaus.
Kurhaus Dangast
Maren Tapken
An der Rennweide 46
26316 Varel
Telefon 04451 4409
Fax 04451 950689
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Angaben gemäß § 5 TMG:
Kurhaus Dangast, An der Rennweide 46, 26316 Varel
Steuernummer 70/144/17682
Vertreten durch: Inhaberin Maren Tapken
Das Kurhaus Dangast ist ein Einzelunternehmen.
Inhaberin: Maren Tapken
An der Rennweide 46, 26316 Varel
Verantwortlich für den Inhalt nach § 55 Abs. 2 RStV:
Kurhaus Dangast, An der Rennweide 46, 26316 Varel
Texte:
Maren Tapken, Till Krägeloh, Sarah Welk
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